50 Shades of Blue (Teil I) – oder: Wo wohnen eigentlich die wilden Blaubeeren? (In Kanada!) {Reisebericht}

Es ist schon ein Weilchen her, da stand ich in Frankfurt auf dem Flughafen vor meiner ersten Reise außerhalb Europas.
Das Ziel? Kanada.
Meine Reisebegleitungen? Ein paar ganz bezaubernde Blogger aus den unteschiedlichsten Sparten.
Unser Gastgeber? Die “Wild Blueberries” höchstpersönlich.
Der Auftrag? Gucken, wo die wilden Blaubeeren wohnen.

Ihr kennt sie sicher genau so gut wie ich: Die wilden Blaubeerchen, die kleiner sind als ihre kultivierten Blaubeer-Freunde und meistens eingeweckt im Glas oder gefroren in der Tiefkühlabteilung verkauft werden. Und ich hoffe, ihr seid genau so unwissend wie ich und dementsprechend überrascht, wenn ich euch jetzt verrate, dass der Großteil dieser Beeren wild wächst und aus Kanada kommt.

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Die Landschaften in Kanada sind riesig und wirken vollkommen unberührt. Zum Teil kann man mehrere Stunden mit dem Auto fahren, ohne Gegenverkehr (oder überhaupt einen Verkehr) und ich war in dieser Stelle froh, nicht selbst fahren zu müssen, sondern teils mit offenem Mund diese ganzen Stunden aus dem Fester starren und die Bilder in mich aufsaugen zu können.
So Landschaften sind in Deutschland undenkbar, was aber unter anderem wohl daran liegt, dass bei uns ca. 227 Menschen pro Quadratkilometer leben, in Kanada, das mehr als 25x so groß ist, aber nur 3,5 Menschen pro Quadratkilometer.

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„Nicht so lang“ ist relativ

Für Kanadier ist eine kurze Strecke etwas vollkommen anderes, als für uns Europäer. Wenn das Land so wahnsinnig groß ist, ist ist die Wahrnehmung offensichtlich einfach eine andere.
Deshalb ist die erste „nicht so lange“ Fahrt zu den Blaubeeren nicht so kurz, wie gedacht.
Dafür ist sie aber besonders schön. Diese Landschaft! Die Natur wirkt unberührt, hier und dort steht völlig idyllisch ein Häuschen mit Veranda. Ich bin ein bisschen verknallt.

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Und wo sind die Büsche?

Am Blaubeerfeld angekommen macht sich die fehlende Vorbereitung bemerkbar.
„Wo sind denn nun die Blaubeerbüsche?“, frage ich mich heimlich, bis ich erkenne: Der ganze Boden ist in den verschiedensten Blautönen gesprenkelt! Keine dieser Blaubeeren schmeckt gleich – jede ist ein kleines Unikat, sowohl farblich, als auch geschmacklich.
Entgegen meiner Vorstellung wachsen die Beeren nämlich nicht an Büschen, sondern bevölkern den ganzen Boden der Felder. Knöchelhoch steht man mitten in der Blaubeerpracht.

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Das Wilde an den Blaubeeren

Auf dem Feld, das wir uns ansehen stehen lauter Feldarbeiter mit einer Art „Krallenschaufel“, mit der per Hand die Blaubeeren von der Pflanze „abgezogen“ werden können. Der Boden ist einfach so uneben und die Pflanze so niedrig, dass eine Maschine hier keine Chance hätte, die Beeren zu ernten.

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„Warum baut man denn Blaubeeren auf so denkbar ungünstigen Felder an?“, könnte man sich an dieser Stelle fragen.
Und genau da kommen wir zu dem Punkt, weshalb die „wilden Blaubeeren“ eigentlich „wild“ sind: Sie lassen sich nicht anbauen.
Die wilden Blaubeeren siedeln sich dort an, wo sie es für richtig halten – und nur da. Sie sind so beschaffen, dass man sie nicht einfach ausbuddeln und neu anpflanzen lassen. Das Einzige, was die Farmer tun können, ist die Gegebenheiten so zu schaffen, dass die Blaubeeren sich „hoffentlich“ wohl fühlen um so – oft über Jahre und Jahrzehnte – langsam Felder entstehen zu lassen.
Blaubeerfarmer ist ein Beruf für Geduldige.

Not macht erfinderisch

Je nachdem, auf welchem Grund sich die Blaubeeren so niederlassen, müssen Lösungen für die Ernte her: Auf ebenem Boden kann im besten Fall mit einem Traktor und Erntemaschinen geerntet werden, aber bei allem anderen sind die Farmer auf sich gestellt. Wenn sie mit dem Boden Glück haben, bauen sich selbst Handwagen, die die Ernte erleichtern und ansonsten ist Handarbeit angesagt.
Blaubeerfarmer ist eine Beruf für Erfinderische.

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Kurzer Stopp „the Canadian Way“

Auf der Reise zu einer der Blaubeerfarmen machen wir einen kurzen Stopp – gefühlt mitten im Nirgendwo. An einem kleinen Imbiss gibt es lediglich lokale Spezialitäten und diese enthalten fast immer á frischen Hummer (frisches Hummer-Sandwich an der Tankstelle, anyone?) oder Blaubeeren in allen möglichen Variationen. Salat mit Blaubeerdressing? Sandwich mit Blaubeersauce? Gibt’s direkt auf die Hand. Hummer und Blaubeeren – das sind die zwei „großen Dinger“ in Kanada. Wusstet ihr das Kanada einer der größten Hummer-Exporteure der Welt ist? Ich auch nicht.

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Mit Liebe verpackt

Nachdem die wilden Blaubeeren nun also vom Feld gepflückt wurden, werden sie in Flache Kisten verpackt, die genau so hoch sind, dass die empfindlichen Früchte sich nicht selbst erdrücken und anschließend auf die Farm gebracht.

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Hier beginnt nun eine echte Sisyphusarbeit denn: die Unmengen an kleine, wilden Blaubeeren werden Handverlesen.
Ihr habt richtig gelesen: Hand-ver-le-sen.
Über einen Trichter werden die Blaubeeren auf ein Laufband befördert, wo im Zweifelsfall die ganze Farmerfamilie ganz von Hand die Guten ins Töpfchen und die Schlechten ins Kröpfchen.

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Von jung bis alt packt hier jeder mit an. Ich mag das.
Blaubeerfarmer ist ein Job für die ganze Familie.

Und dann?

Anschließend werden die Blaubeeren in die Welt hinausgetragen. Viele von ihnen bleiben in Kanada, denn die Kanadier sind stolz auf ihre wilden Blaubeeren, lieben sie und verarbeiten sie in allen erdenklichen (und für Außenstehende auch unerdenklichen) Arten. Blaubeereis. Blaubeersauce. Gebäck mit Blaubeeren. Aber auch: Blaubeerfüllungen in herzhaften Speisen oder Vodka aus Blaubeeren! Nichts ist unmöglich!

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Doch viele der Beerchen landen in der ganzen Welt im Einzelhandel. Weil die Früchte sehr empfindlich sind, werden sie vor dem Transport entweder eingekocht und um Glas verkauft oder eingefroren. Bestimmt habt auch ihr schon mal eine Packung im Supermarkt entdeckt!

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Und das Beste ist: Ich habe noch ein paar ganz fantastische Blaubeerrezepte in petto! Aber davon erzähle ich euch erst in einem zweiten Teil.

#blueberrybloggers

Mit dabei: Die tollste Reisegruppe, die man sich vorstellen kann. Die Blueberrybloggers: Jens von Kochhelden.tv, Mel von Gourmet Guerilla, Nicoletta von livelifedeeply-now, Nic von luziapimpinella und Ricarda von 23qm Stil

Alles Liebe,
Mia

[disclaim]Diese Reise wurde kosten- und bedingungslos von der Wild Blueberry Association of North America veranstaltet.[/disclaim]

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  1. Interessanter Bericht und sooo schöne Bilder 🙂
    Das scheint wirklich ein Beruf für Geduldige zu sein 😀 Ich hätte jetzt gerne so ein Eis, Cookies und noch mehr 😀
    Danke für den tollen Bericht.

    Liebe Grüße

    1. Die Kanadier haben aber auch wirklich die Ruhe weg! Bewunderswert fand ich das!
      So ein Eis kannst du vielleicht schon ganz bald machen! Hihi! Mehr verrat ich noch nicht!
      Viele liebe Grüße,
      Mia

  2. Hach. Das sieht alles fantastisch und ganz köstlich aus! Das letzte Bild = ♥

    1. Genau das war es auch – fantastisch und köstlich! <3
      Danke dir! 🙂

  3. Wunderschöne Bilder!
    Dachte auf den ersten Blick, das wäre Schweden! Das rote Haus….bin nämlich gerade am Stöbern für unseren Sommerurlaub in Schweden.
    Blaubeeren, also echte wilde Blaubeeren sind sooo toll, die färben wie Bolle und sind sooo lecker! Als Kind haben wir die immer in Schweden gepflückt und Blaubeerpfannkuchen gemacht. Meine Geschwister und ich haben dann einen Verkaufsstand im Wald aufgebaut, und die einzigen Leute, die Pfannkuchen kaufen konnten, waren meine Eltern. Weit und breit niemand anderes da 😉
    LG
    Martina

    1. Ich danke dir!
      Und ja – die Färbkraft hatte ich schon fast wieder vergessen! Eine Woche blaue Zungen! Hihi!
      Was für eine schöne Erinnerung! Das klingt so bezaubernd!
      Viele liebe Grüße,
      Mia

  4. Ach wie toll, dass der Bericht da ist!
    Bei den ganzen Bildern auf Instagram war ich schon immer so neidisch … Prince Edward Island muss wirklich einer der hübschesten Flecken auf der Erde sein!
    Ich freu mich auf die Rezepte 🙂

    1. Prince Edward Island ist wirklich wunderschön – ich freu mich, wenn dir der Beitrag gefällt! 🙂

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